Andachten

Andacht Januar 2023

Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.
1. Mose 1, 31

Wir stehen am Anfang eines neuen Jahres – das Jahr 2023. Vor uns liegen noch unbeschriebene Monate, hinter uns das Neujahrsfest. Vielleicht auch dieses Jahr mit neuen Vorsätzen und neuen Hoffnungen: Wird jetzt alles besser?

„Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ Sehr gut?! In den Nachrichten über die Ereignisse in unserer Welt sehe ich oftmals etwas anderes. Da möchte ich manchmal schreien oder auch weinen, aus Verzweiflung und Hilfslosigkeit. Und auch in meinem kleinen Alltag spüre ich Chaos, Ängste oder auch körperliche und seelische Schmerzen. Ist alles so, wie es ist „sehr gut“? Das bezweifle ich. Aber ich bin dankbar, trotz der vielen erschütternden Ereignisse dennoch Freude und Liebe erleben zu dürfen – diese kleinen und großen Lichtblicke, diese „sehr guten Momente“.

Andacht Jahreslosung 2023

Du bist ein Gott, der mich sieht.
1. Mose 16, 13

„Du bist ein Gott, der mich sieht“. Eine kraftvolle Jahreslosung, die gut für sich selbst stehen kann. Mit diesem starken Titel benennt eine ägyptische Sklavin den Gott Israels. So ist unser Gott, das ist bis heute sein Wesen: Ein Gott, der mich, der dich sieht. Was für eine wunderbare Zusage, die uns 2023 begleitet!

Und doch: Manchmal lösen gerade solche positiven Aussagen Fragen aus. Siehst du auch mich, Gott? Ich habe nicht den Eindruck. Redest du mit mir? Ich höre so wenig. Ermutigung und Enttäuschung liegen manchmal nah beieinander.

Für mich wird dieser fast zu schöne Satz krisenfester, wenn ich ihn in seinem Kontext lese: Als Höhepunkt einer Geschichte, die in knappen Worten viel Schmerzhaftes erzählt. Viel Leid, das erduldet und einander angetan wird. Da ist eine Frau, die jahrelang auf Kinder gehofft hat und jetzt resigniert sagt: Gott hat mir verwehrt, zu gebären. Die ihrem eigenen Mann daher eine Zweitfrau zuführt, ihre Sklavin. Sarai heißt sie da noch, und ihr Mann Abram. Die Sklavin, Hagar, wird nicht nach ihrer Meinung gefragt. Sie wird von Sarai und Abram auch nie mit Namen genannt, immer nur als „meine/deine Sklavin“ bezeichnet. Und als sie, bald schwanger, auf ihre kinderlose Herrin herabsieht, wird sie von Sarai mit Abrams ausdrücklicher Erlaubnis gedemütigt.

Andacht Dezember 2022

Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.
Jesaja 11, 6

Morgens stehen sie auf, machen sich vielleicht einen Kaffee, stellen das Radio an und können es nicht fassen. Über Nacht ist Krieg ausgebrochen. Sie sind völlig überrumpelt. Über Nacht sind Menschen, die auch nicht viel anders sind und leben und denken und reden als man selbst, zu tödlichen Feinden geworden. Die Eltern wecken die Kinder, holen sie zum Frühstückstisch. Sie erklären den Kleinen, dass sie sich von nun an vor den Leuten fürchten müssen, die über Nacht Feinde geworden sind. „Aber bei denen sind doch auch Kinder, warum sollen die plötzlich gefährlich sein?“, wundert sich der kleine Junge. Er wird es schnell begreifen. Nach wenigen Tagen wird er gelernt haben, Angst zu haben. Und je älter und vernünftiger die Kinder sind, desto mächtiger wird sich bei ihnen die Angst zu einem zähen Hass gegen die Feinde verdichten. Dass Menschen über Nacht von Frieden auf Krieg umschalten können, vor allem diejenigen, die vernünftig sind und Verantwortung tragen, ist furchtbare Wirklichkeit. Die Logik der Gewalt, der Angst und des Hasses, in die ein Kriegsausbruch die Menschen zwingt, ist eine unheimliche Realität.

Andacht November 2022

Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!
Jesaja 5, 20

Eine Erfahrung, die viele kennen: Geschriebene Worte „klingen“ ganz anders, als wenn man direkt miteinander spricht. Per Email oder Handynachricht kommen Worte oft härter, kühler, verletzender an, als sie gemeint waren.

„Wehe…!“ Wie klingt dieses Wort für dich? Ein Gerichtswort, eine Drohung? Die in Jes 5 gesammelten Wehe-Rufe sind auch das. Allerdings leihen sie sich ihr „Wehe“ aus der Totenklage (vgl. 1. Kön 13,30). Neben der Anklage klingt also auch Trauer mit: Klage über einen Weg, der ins Verderben führt.

Der Grundton dieser An-Klagen passt zum leidenschaftlichen Ringen Gottes mit Israel, wie es kurz zuvor im Weinberglied (Jes 5,1-7) beschrieben wurde. Das bittere Resümee in V.7: „Des HERRN Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.“

Andacht Oktober 2022

Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.
Offenbarung 15, 3

Dieses Lied ist nicht von dieser Welt. Gewiss nicht. Wo auch immer die Sänger und Sängerinnen sich aufhalten, – ihr Lobpreis hat wahrhaft himmlische Dimensionen. In wenigen Worten fassen die Liedzeilen zusammen, was in Gottes Reich richtig und gut läuft. Die Taten Gottes werden als „groß und wunderbar“ gepriesen. Die Herrschaft über die ganze Schöpfung liegt in den Händen Gottes. Er regiert über alle Völker und das durchweg „gerecht und zuverlässig“.

Andacht September 2022

Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.
Sirach 1, 14

Was ist Weisheit? Wer ist weise und wie zeigt sich das?

Wenn ich mein Lexikon auf „Weisheit“ hin befrage, findet sich da unter anderem „Lebenserfahrung“ – „durch Erfahrung gewonnene Lehre“ - „innere Reife“. Das klingt nach einem langen Weg, an dessen Ende dann „Weisheit“ steht. Wie lange dauert es, weise zu werden? Wächst Weisheit wie ein Baum, langsam, aber beständig? Und irgendwann gibt es dann reife Früchte zu ernten? Oft wird Weisheit gewonnen durch Lebenserfahrung. Manchmal durch Krisen oder durch Fehler und Fehlentscheidungen. Das wirkt sehr anstrengend. Der Monatsspruch weist uns eine andere Möglichkeit, weise zu werden und die klingt ganz einfach. Auf diesem Weg braucht es keine Krisen oder Fehlentscheidungen. Es bedarf nur einer besonderen Haltung bzw. Einstellung: Gott lieben.

Andacht August 2022

Dann werden jubeln die Bäume des Waldes vor dem HERRN; denn er kommt, die Erde zu richten!
1. Chronik 16, 33

In den Osterferien fuhren wir als Familie für ein paar Tage in den Harz. Da wollten wir immer schon mal hin. Es solle sehr schön sein, hatten wir gehört. Wir malten uns die hohen Bäume und das dichte Grün der Nadeln und Blätter aus. Verglichen mit unserer Vorstellung, die wir uns zuvor gemacht hatten, war dann der tatsächliche Anblick eine große Enttäuschung. Der Wald, den wir dort am Aufstieg zum Brocken erblickten, glich eher einer Wüste. Unübersehbare Spuren von Jahren der Dürre. Das trockene Holz bietet dem Borkenkäfer kaum noch Widerstand. Auf halber Höhe abgebrochene Stämme ragen stumm in den Himmel. Ein trauriges Bild, weit entfernt vom Jubel der Natur, der in 1. Chronik 16,33 anklingt.

Andacht Juli 2022

Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.
Psalm 42, 3

„Wo ist nun dein Gott“ – eine Frage, die dem Beter des Psalms täglich begegnet. Eine Frage, die ihn quält, angesichts seiner Situation, der gefühlten Ausweglosigkeit, angesichts des Schreckens und der Tränen. „Wo ist nun dein Gott“ oder auch „Wo bist du, mein Gott“ – das sind Fragen, die so manch einem Menschen vielleicht nicht so unbekannt vorkommen.

Andacht Juni 2022

Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.
Hoheslied 8, 6a

Der Vers für den Sommermonat Juni führt uns in das mit Abstand erotischste Buch des Alten Testaments und der ganzen christlichen Bibel: das Hohelied der Liebe, eine Sammlung knisternder Liebesgedichte. Sie zeichnen das Bild einer Liebe zwischen Frau und Mann, die sinnlich und stürmisch, leidenschaftlich und hingebungsvoll, dann wieder zurückhaltend und zärtlich und in all dem rundum beglückend ist. Wer das Buch einmal an einem Stück liest – und das muss man tun, um diesen Vers richtig einzuordnen –, folgt den Liebenden auf Felder und unter Granatapfelbäume; wird Zeuge, wie sich der Mann an der begehrenswerten Schönheit seiner Freundin und die Frau an der imponierenden Gestalt ihres Freundes ergötzt.

Andacht Mai 2022

„Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.“
3. Johannesbrief 2

Von den 27 Einzelschriften des Neuen Testaments sind 21 apostolische Briefe. Aber nur wenige dieser Briefe haben einen so persönlichen, man könnte fast sagen privaten Charakter wie der 3. Johannesbrief. Sein Verfasser nennt sich „der Alte“; das genügte damals, um zu wissen, wer er war. Die kirchliche Überlieferung identifiziert ihn mit Johannes aus dem Zwölferkreis der Jesusjünger. Gerichtet ist sein Brief an einen Gaius, von dem wir sonst nichts wissen.

Andacht April 2022

Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.
Johannes 20, 18

In der Ostererzählung des Johannesevangeliums ist Maria von Magdala die wichtigste Auferstehungszeugin von allen. Zwei Tage zuvor hat sie noch direkt unter dem Kreuz gestanden und miterlebt, wie Jesus vom Kreuz herab dem Jünger, den er besonders liebte, die Verantwortung für seine Mutter übertrug (Joh 19,25-27). So war sie mit zur unmittelbaren Augenzeugin des Todes Jesu geworden. Aber nun ist Maria von Magdala von diesen Personen die Einzige, die sich am Morgen nach der Sabbatruhe in aller Frühe auf den Weg zum Grab macht und entdecken muss, dass das Grab Jesu offensteht.

Andacht März 2022

Hört nicht auf zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.
Epheser 6, 18

Als Christ könnte man auf diese apostolische Anordnung nur Ja und Amen sagen: „Ja, Beten ist ganz wichtig!“ Andererseits haben wir auch verwirrende Erfahrungen mit dem Gebet, insbesondere mit dem fürbittenden Gebet, gemacht: Manche Bitten finden Antwort und erfüllen sich, andere nicht. Warum erhört Gott manche Gebete nicht? Welchen Sinn hat das Beten überhaupt?

Andacht Februar 2022

Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.
Epheser 4,26

Wer eine zu stark geschüttelte Flasche Cola zu schnell und unbedacht öffnet, dem schießt der Inhalt mit Wucht entgegen. Einmal offen, lässt sich der Inhalt kaum noch zurückhalten und ergießt sich über Hemd und Hose.

Wer bei sich oder einem anderen schon mal einen Zornesausbruch erlebt hat, der kennt im übertragenen Sinn die Erfahrung mit der Flasche. Das Gemüt wurde geschüttelt, gereizt und provoziert. Und dann kommt dieser Punk: Mit Macht platzt es aus einem heraus. Das Bittere: Die folgenden Worte oder auch Taten können üblen Schaden hinterlassen.

Andacht Januar 2022

Jesus Christus spricht: Kommt und seht!
Johannes 1, 39

„Komm her, und sieh es dir an!“ So ein Satz weckt Neugier, wahrscheinlich auch bestimmte Erwartungen. Was gibt es dort zu sehen? Was ist so besonders, dass es mit den eigenen Augen angeschaut werden soll?

Einige Verse zuvor weist Johannes der Täufer auf Jesus hin. In Vers 36 heißt es „als er Jesus vorübergehen sah, sprach er „Siehe, das ist Gottes Lamm!“ Zwei seiner Jünger hören dies und fangen an, Jesus nachzufolgen. Sie haben auf den Messias gewartet, sie haben ihn erwartet. Welche Gedanken und Emotionen sie wohl hatten, als dieser nun vor ihnen ging und sie seinen Schritten folgten? Welche Erwartungen trugen sie in sich? Als Jesus sie bemerkt, reagiert er etwas anders, als es vielleicht zu erwarten gewesen wäre: „Was sucht ihr?“, fragt er sie.

Andacht Jahreslosung 2022

Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.
Johannes 6, 37

Abgewiesen zu werden, ist wahrlich keine gute Erfahrung. Man fühlt sich abgelehnt, und das schmerzt. Vor einem Club vom Türsteher keinen Einlass zu bekommen, kann man noch verkraften. Schlimmer ist es, wenn es innerhalb der Familie Abweisung gibt hin und her, weil manche Konflikte nicht gut gelöst werden konnten. Leider findet sich das Ausgestoßen werden auch in der Geschichte und Gegenwart der christlichen Kirche, weil man vermeintlich ethisch nicht angemessen lebt oder seinen Glauben anders formuliert, als es vorgesehen ist. Demgegenüber ist doch unsere Bewegungsrichtung wichtig, dass wir zu Jesus kommen.