Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.
Sirach 1, 14
Was ist Weisheit? Wer ist weise und wie zeigt sich das?
Wenn ich mein Lexikon auf „Weisheit“ hin befrage, findet sich da unter anderem „Lebenserfahrung“ – „durch Erfahrung gewonnene Lehre“ - „innere Reife“. Das klingt nach einem langen Weg, an dessen Ende dann „Weisheit“ steht. Wie lange dauert es, weise zu werden? Wächst Weisheit wie ein Baum, langsam, aber beständig? Und irgendwann gibt es dann reife Früchte zu ernten? Oft wird Weisheit gewonnen durch Lebenserfahrung. Manchmal durch Krisen oder durch Fehler und Fehlentscheidungen. Das wirkt sehr anstrengend. Der Monatsspruch weist uns eine andere Möglichkeit, weise zu werden und die klingt ganz einfach. Auf diesem Weg braucht es keine Krisen oder Fehlentscheidungen. Es bedarf nur einer besonderen Haltung bzw. Einstellung: Gott lieben.
Was kann ich tun, wenn ich nicht weiß, wie ich mich entscheiden soll? Woher nehme ich die „Weisheit“, eine richtige Entscheidung zu treffen? Mit der Haltung aus Jesus Sirach brauche ich dann nur danach zu fragen, wie ich Gott besser lieben kann. Wie kann ich meine Liebe zu Gott ausdrücken, wenn ich dieses oder wenn ich jenes tue? Welche Entscheidung drückt meine Liebe zu Gott eher aus?
Aber nicht nur, wenn eine besondere Entscheidung ansteht, ist Weisheit gefragt. Weisheit kann unser alltägliches Leben durchziehen. Das betont auch Jesus, wenn er das Dreifachgebot der Liebe als das wichtigste Gebot bestätigt: Du sollst Gott lieben mit allem was Du tust und kannst und bist, mit jeder Faser deiner selbst und deine Mitmenschen sollst du lieben sowie auch dich selbst. Das ist die Grundhaltung in unserem Leben und wenn wir so leben, sind wir auch weise, egal wieviel Lebenserfahrung wir mitbringen. Kinder, junge und alte Menschen können sich in ihrer Liebe zu Gott als „weise Menschen“ erweisen.
Gott lieben, wie geht das? Gott lieben in guten und in schlechten Zeiten: in guten Zeiten durch Dankbarkeit, in schlechten durch Vertrauen. In Zeiten hoher Betriebsamkeit durch Gelassenheit. Wenn andere Menschen in Not sind durch Fürbitte, Beistand und Hilfe. In Warte- und Leerzeiten mit Gebeten und Lobpreis.
Gott lässt sich auf viele Arten lieben: Durch die Liebe zu Menschen, die mir nah sind und durch die Liebe zu Menschen, die mir fremd oder sogar feind sind. Und manchmal liebt Gott auch mich durch diese Menschen und kommt mir so nahe. Vielleicht liegt auch darin Weisheit, dass ich selbst geliebt werde, dass die Liebe zurückkommt auf vielen Wegen und mich liebt, wenn ich unterwegs bin, Gott zu lieben. Die Liebe wächst, indem ich liebe und die Weisheit wächst mit. Wenn ich weise sein will, dann suche ich nach Gelegenheiten, Gott zu lieben und ich bete: Herr, lass mich Dich lieben – zeige mir wie! Und ich suche nach Gelegenheiten, mich von Gott lieben zu lassen.
Was ist Weisheit? Die Antwort auf die Frage ist jetzt leicht: Gott zu lieben, denn Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.
Prof. Dr. Andrea Klimt
Theologische Hochschule Elstal